Euthanasie, insbesondere wie hier in diesem Fall Kindereuthanasie – was bedeutet das? Es handelt sich hierbei um die systematische Tötung von Kindern mit Behinderungen oder Krankheiten im nationalsozialistischen Deutschland. Zwischen 1939 und 1945 wurden tausende Kinder in speziellen Anstalten ermordet, oft durch Medikamente, Nahrungsentzug oder tödliche Injektionen.Das Ziel war es, Menschen mit körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen als „lebensunwert“ zu eliminieren. Diese Praxis war Teil der NS-Ideologie von „Rassenhygiene“ und dem Streben nach einer „gesunden Volksgemeinschaft“.
Hans-Georg Mahnken wurde am 02. März 1927 im Teufelsmoor geboren. Er lebte im Weiteren hier mit seinen Eltern Johann Friedrich und Meta Mahnken, auch seine Geschwister kamen in den Folgejahren 1928 und 1930 zur Welt. Hans-Georg wies seit seiner Geburt eine Behinderung auf und kam somit zur weiteren Förderung und Pflege 1931 mit 4,5 Jahren in die Rotenburger Anstalten. Die Rotenburger Anstalten galten zu der Zeit als fortschrittliche Einrichtung im Bereich der Behindertenarbeit. Die NS-Zeit mit ihrer bereits beschriebenen Ideologie sollte dies in den nun folgenden Jahren ändern.
Nachdem Hans-Georg mehrere Jahre in der Anstalt lebte, wurde diese ab 1939 nach und nach für Kriegszwecke umfunktioniert. Ab 1939 erfolgte eine Nutzung in Teilen als Reservelazarett. Im Jahre 1941 begannen die Verantwortlichen die vollständige Räumung zu planen, um ein Ausweichkrankenhaus für Bremen und Hamburg zu schaffen. Somit wurde die Anstalt von Ende September bis Mitte Oktober fast vollständig geräumt. Von 1100 Patienten verlegte man 800 in andere Krankenhäuser und Heime, die Verteilung erfolgte hierbei nach der Bewertung „Beschulungsfähigkeit/Arbeitsfähigkeit“. So kamen Kinder und Jugendliche mit einer guten Prognose z. B. nach Bethel und überlebten dort, andere wurden in sogenannte Tötungsanstalten deportiert. So starben von den 1100 Patienten 562 Menschen aus Rotenburg in unterschiedlichen Anstalten.
Hans-Georg wurde zusammen mit anderen am 01.10.1941 in die Landesanstalt Eberswalde in Brandenburg verbracht. Mit seinen 14 Jahren galt er zu dem Zeitpunkt schon als erwachsen, denn nach Eberswalde kamen aus Rotenburg nur Männer. Die Landesanstalt in Eberswalde war zu diesem Zeitpunkt schon absolut überbelegt. In den Jahren 1941 und vor allem 1942 trat somit durch herbeigeführte Unterernährung ein sogenanntes „Hungersterben“ in großem Maße auf, begünstigt wurde das von pflegerischer Mangelversorgung.
Hans-Georgs Tod ist in den Unterlagen der Eberswalder Klinik und auf seiner Geburtsurkunde mit dem 07.04.1942 verzeichnet..
Verf.: Nina Schmidt
Veröffentlicht am 24. Juli 2025