Hol­län­di­sche Na­tio­nal­so­zia­lis­ten im Ge­mein­schafts­la­ger Rit­ter­hu­de/​Sand­berg­la­ger

Leo A. van Leeuwen im Alter von 10 Jahren
1. Ok­to­ber 1944
Am Gro­ßen Gee­ren, 27721 Rit­ter­hu­de

 

 Im  Ok­to­ber 1944 be­rich­te­te Franz Os­ter­hof, der nach ei­ge­nen An­ga­ben für die Or­ga­ni­sa­ti­on des La­gers zu­stän­dig war, den Be­hör­den, dass im Spät­som­mer und Früh­herbst das La­ger zu ei­ner Auf­fang­stel­le für hol­län­di­sche Na­tio­nal­so­zia­lis­ten, Reichs­deut­sche und Volks­deut­sche  ge­wor­den  wäre. Im Zeit­raum vom 6.9. bis zum 11.10.1944 wä­ren etwa 8000 Per­so­nen  durch das La­ger ge­gan­gen.

Lt. Os­ter­hof ka­men die ers­ten Trans­por­te mit ca. 3000 Hol­län­dern aus Ams­ter­dam und Rot­ter­dam. Der 3. Trans­port kam aus Gro­nin­gen, den Haag, Ut­recht und den Vor­or­ten aus Rot­ter­dam.  Wei­ter hieß es: dass ar­beits­fä­hi­ge Män­ner, Frau­en und Mäd­chen zu land­wirt­schaft­li­chen Ar­bei­ten her­an­ge­zo­gen wur­den bzw. zu Auf­räum­ar­bei­ten. Aus dem Sand­berg­la­ger wur­den die meis­ten Hol­län­der dann wei­ter nach Bre­mer­ha­ven bzw. in die Nähe von Lü­ne­burg trans­por­tiert mit dem Ziel, das La­ger für Bom­ben­ge­schä­dig­te frei­zu­ma­chen. Zum Zeit­punkt des Be­rich­tes wa­ren lt. Os­ter­hof 200 aus­ge­bomb­te Bre­mer im La­ger un­ter­ge­bracht. (1)

Leo A. van Lee­uwen, der im Al­ter von 10 Jah­ren kur­ze Zeit im Sand­berg­la­ger un­ter­ge­bracht war, er­in­nert sich an die Flucht aus Hol­land:  Mein Va­ter ge­hör­te der Na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Be­we­gung in Hol­land an. Mit der Be­frei­ung Hol­lands durch al­li­ier­te Streit­kräf­te flo­hen auch wie­der vie­le An­hän­ger  der NSB  mit ih­ren Kin­dern nach Deutsch­land. Ich wur­de wie vie­le Kin­der auch ohne  El­tern nach Deutsch­land ge­schickt. Van Lee­uwen war in den Mo­na­ten zu­vor von sei­nen El­tern u.a. auf die deut­sche Schu­le in Haar­lem ge­schickt wor­den und leb­te mit sei­ner Schul­klas­se 1944 in  Gro­nin­gen. Die­se Kin­der­grup­pe, so van Leu­uwen, muss­te dann mit ei­nem ex­tra Zug aus Gro­nin­gen nach Deutsch­land flüch­ten und kam nach Rit­ter­hu­de. Sei­ne Er­in­ne­run­gen sind ge­prägt durch die Ar­mut in dem La­ger und hy­gie­nisch schlech­ten Ver­hält­nis­sen.

 Ja es war Armut in den dunkelbraunen Holzbaracken und rundherum. Es gab dazwischen angebaute Latrinengehäuse, wo es für kleine Kinder lebensgefährlich war… Die Toiletten waren aufgebaut als Holzkisten mit einer Öffnung über die ganze Länge der Holzkiste. Die Tiefe war beängstigend, vor allem für die Kinder. Was darunter schon aufgestapelt war, hatte nichts mit Hygiene zu tun“.(2)

 Eine wei­te­re Sta­ti­on für den 10-jäh­ri­gen Jun­gen war Dorf­mark in der Lü­ne­bur­ger Hei­de. Die Odys­see von van Lee­uwen en­de­te al­ler­dings nicht in Dorf­mark, von dort aus wur­de er nach Leis­nig in der Tsche­cho­slo­wa­kei trans­por­tiert und  in ei­ner Schu­le un­ter­ge­bracht, die von der HJ ge­führt wur­de. 1945 ge­lang ihm dann die Flucht zu­rück nach Hol­land.(3)

Au­tor: Man­fred Ban­now

Anm.:

(1) Staats­ar­chiv Bre­men: Be­stand 4,29-1-1385

(2) aus E-mail von  Leo A. van Lee­uwen vom 4.10.2017

(3) ebd.

Wei­ter­füh­ren­de Li­te­ra­tur: Alie No­or­laag, Ein Le­ben lang ge­schwie­gen, Ol­den­burg 2010

Bild: Leo A. van Lee­uwen im Al­ter von 10 Jah­ren

 

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Diese Seite wurde zuletzt am 4. November 2018 geändert

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