Diet­rich Arf­mann -Wi­der­stands­grup­pe Rit­ter­hu­de

Diet­rich Arf­mann wur­de im No­vem­ber 1897 in Rit­ter­hu­de ge­bo­ren. Nach dem Be­such der Volks­schu­le er­lern­te er das Ma­l­er­hand­werk. Im 1.Welt­krieg wur­de er zum Un­ter­of­fi­zier be­för­dert und mehr­mals ver­wun­det. Bis 1933 ar­bei­te­te er als Ma­ler­ge­sel­le bei ver­schie­de­nen Ar­beit­ge­bern, u.a. von 1924 bis April 1933 bei der Deut­schen Va­ku­um-Öl-Ge­sell­schaft in Os­lebs­hau­sen. Dort wur­de er im April 1933 ent­las­sen.  Bis 1935 war Arf­mann größ­ten­teils ar­beits­los. Arf­mann wohn­te mit sei­ner Fa­mi­lie in der Struck­berg­str. 317 (lt. Adress­buch von 1960 leb­te sei­ne Frau in der Struck­berg­str.27).

Zwi­schen 1920-1922 war Arf­mann SPD-Mit­glied. Er en­ga­gier­te sich au­ßer­dem im Ar­bei­ter­sport-Kar­tell und war zwi­schen 1926-1928 im Fa­brik­ar­bei­ter­ver­band ge­werk­schaft­lich or­ga­ni­siert. Auf­grund un­ter­schied­li­cher Auf­fas­sun­gen über die ge­werk­schaft­li­che Ar­beit wur­de Arf­mann 1928 aus der Ge­werk­schaft aus­ge­schlos­sen, blieb aber Be­triebs­vor­sit­zen­der bei der Deut­schen Va­ku­um-Öl-Ge­sell­schaft in Bre­men. Er trat in die „Re­vo­lu­tio­nä­re Ge­werk­schafts-Op­po­si­ti­on“ ein und wur­de 1932 als Spit­zen­kan­di­dat der „Ro­ten Ein­heits­lis­te“ in den Be­triebs­rat ge­wählt. Im April 1933 kam Arf­mann in Schutz­haft und ver­lor sei­nen Ar­beits­platz.  Nach Be­en­di­gung der Schutz­haft be­gann Arf­mann sei­ne Tä­tig­keit für die KPD. Maß­geb­lich war er am Ver­such be­tei­ligt, in Rit­ter­hu­de und in Os­ter­holz-Scharm­beck KPD-Orts­grup­pen auf­zu­bau­en.  Ab 1934 ar­bei­te­te er als Ku­rier für die KPD in Bre­men und Ham­burg. Im Au­gust 1935 reis­te Arf­mann als Ver­tre­ter des Be­zirks Nord­west über die CSSR in die UDSSR, um an ei­ner Kon­fe­renz der KPD bei Mos­kau teil­zu­neh­men. Auf­grund ei­ner Er­kran­kung konn­te er erst im No­vem­ber 1935 nach Bre­men zu­rück­keh­ren. Im Au­gust 1936 wur­de er ver­haf­tet. 1938 ver­ur­teil­te ihn das Han­sea­ti­sche Ober­lan­des­ge­richt we­gen Vor­be­rei­tung zum Hoch­ver­rat zu 4 Jah­ren Zucht­haus.

In dem Ur­teil des HOLG vom 28.4.1938 stell­te das Ge­richt fest, dass Arf­mann an ver­schie­de­nen Tref­fen der il­le­ga­len KPD in Ham­burg und Bre­men teil­ge­nom­men hät­te. Die Auf­ga­ben von Arf­mann, der den Deck­na­men Land­mann ge­habt hät­te, wäre ge­we­sen, die Wi­der­stand­grup­pe in Rit­ter­hu­de und der Um­ge­gend zu or­ga­ni­sie­ren, Pro­pa­gan­da­ma­te­ri­al zu ver­brei­ten und Ver­bin­dun­gen zu ehe­ma­li­gen SPD-Mit­glie­dern zwecks Bil­dung ei­ner Ein­heits­front her­zu­stel­len. Da­für hät­te er an Tref­fen füh­ren­der Bre­mer KPD-Funk­tio­nä­re teil­ge­nom­men.   1936 be­kam er u.a.  den Auf­trag von Con­rad Blenk­le, Ver­bin­dun­gen zu ei­nem SPD-Ge­werk­schafts­mit­glied bei der Bre­mer Vul­kan­werft her­zu­stel­len. Blenk­le, der bis 1930 KPD-Reichs­tags­ab­ge­ord­ne­ter war, wur­de 1943 hin­ge­rich­tet.

Im Juli 1936 hät­te Blenk­le ihm mit­ge­teilt, dass ei­ni­ge Bre­mer Ge­nos­sen „hoch­ge­gan­gen“ sei­en, da­nach hät­te er sich zu­rück­ge­zo­gen und mit sei­ner Ver­haf­tung ge­rech­net.  Arf­mann nann­te nach meh­re­ren Ver­hö­ren durch die Ge­sta­po die Na­men der Rit­ter­hu­der Wi­der­stands­grup­pe. Lt. Ge­richt hät­te Arf­mann auch aus­führ­lich über sei­ne sons­ti­ge Wi­der­stands­tä­tig­keit be­rich­tet. Die Aus­sa­gen sah das HOLG als straf­mil­dernd an. (1)

An­fang Mai 1945 ge­hör­te Arf­mann zu den Grün­dern des Kampf­bun­des ge­gen den Fa­schis­mus in Rit­ter­hu­de. Die Be­zirks­lei­tung der KPD Bre­men schloss Arf­mann auf Grund sei­ner Aus­sa­gen ge­gen­über der Ge­sta­po aus der KPD aus. Diet­rich Arf­mann kam Ende Mai 1945 beim Mi­nen­räu­men in Bre­men ums Le­ben.

Die Ehe­frau Arf­manns und sein Sohn Heinz Arf­mann stell­ten ab 1950 An­trä­ge, um als An­ge­hö­ri­ge ei­nes Ver­folg­ten des NS-Re­gimes mit ent­spre­chen­der Ent­schä­di­gung an­er­kannt zu wer­den. Bei­de An­trä­ge wur­den ab­ge­lehnt, und zwar mit dem Ver­weis auf § 1 des Bun­des­ent­schä­di­gungs­ge­set­zes, in dem es hieß, dass der­je­ni­ge An­spruch auf eine Ent­schä­di­gung hät­te, der auf Grund sei­ner po­li­ti­schen Ein­stel­lung ver­folgt wor­den wäre. In dem Schrei­ben der Ent­schä­di­gungs­be­hör­de vom 18.1.1955 hieß es dazu:

„Un­ter po­li­ti­scher Über­zeu­gung ist nicht eine ir­gend­wie ge­ar­te­te ab­leh­nen­de Hal­tung ge­gen den NS-Staat… son­dern nur eine nach ob­jek­ti­ven Maß­stä­ben be­mes­se­ne, cha­rak­ter­vol­le, auf sitt­li­chen Grund­sät­zen be­ru­hen­de und wäh­rend ei­ner ge­wis­sen Zeit­dau­er be­währ­te Grund­ein­stel­lung… zu ver­ste­hen. Die­se acht­ba­re po­li­ti­sche Über­zeu­gung hat der Ver­stor­be­ne nicht ge­habt.“

In die­sem Zu­sam­men­hang wur­de dar­auf ver­wie­sen, dass Arf­mann sei­ne Mit­strei­ter in Ver­hö­ren bei der Ge­sta­po de­nun­ziert hät­te und sich auf Aus­sa­gen von Wil­ly Reh­der und Fried­rich Mahn­ken be­ru­fen. Der Ein­wand des Rechts­an­wal­tes, der die Fa­mi­lie Arf­mann ver­trat, dass Diet­rich Arf­mann auf­grund der Ver­hö­re durch die Ge­sta­po aus­ge­sagt hät­te, wur­de nicht be­rück­sich­tigt.

(1) Bun­des­ar­chiv Ber­lin: R 3018/​14117-Bd.2 – Ur­teil des HOLG in der Straf­sa­che ge­gen Diet­rich Arf­mann

(2) Nie­ders. Lan­des­ar­chiv/​Sta­de: Rep.210-Nr.1739

Au­tor: Man­fred Ban­now

 

Veröffentlicht am

Diese Seite wurde zuletzt am 13. November 2023 geändert

Ein Hinweis zu “Dietrich Arfmann -Widerstandsgruppe Ritterhude”

  1. Heeren sagt:

    Ich bin zu­tiefst trau­rig und scho­ckiert, dass man Herrn Arf­mann und sei­ner Fa­mi­lie nicht Ge­hört ge­schenkt hat­te.
    1936 – Ver­hö­re der Ge­sta­po- mein Gott, wer hät­te das aus­ge­hal­ten!!!
    Für mich ist Diet­rich Arf­mann ein SEHR mu­ti­ger Mann ge­we­sen!!!!
    Klau­dia Hee­ren, geb. 1965 in Rit­ter­hu­de
    Ich hof­fe so sehr, dass eine/​r der Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen die­ses liest.
    Herz­li­che Grü­ße Klau­dia

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