Familie Alfred Cohen/Osterholz-Scharmbeck

Alfred Cohen
Flora Cohen
Henny Cohen

 

Alfred Cohen wohnte mit seiner Frau Flora geb. Assenheimer, den beiden Kindern Henny und Friedrich Wilhelm in der Hohetorstraße 18, heute Nr.14. Alfred war gelernter Kaufmann und übernahm das Textilgeschäft seines Vaters Meyer Cohen in der Hohetorstraße. Sein Bruder Siegmund Cohen betrieb in der Bahnhofstraße 37 ein Manufakturwarengeschäft. Sein Bruder Richard hatte seine Arztpraxis im Haus am Marktstraße 5.

Nach dem Boykottaufruf gegen jüdische Geschäfte vom 1.April 1933 geriet Alfred Cohen 1935 mit seinem Geschäft und Haus in Konkurs. Das Anwesen kam über Zwischeneigentümer an den Lilienthaler Textilkaufmann Schröder. Alfred war bis Ende 1933 nur noch Mieter des Geschäftes und der Wohnung. 1937 zog die Firma Schröder aus der Loger Straße ein und Alfred Cohen handelte mit Manufakturen nur noch im Wandergewerbe. Mit seiner Familie zog er in die Bremer Straße 47 bei Fräulein Meta Schwenke ein.

Sein Sohn Friedrich Wilhelm Cohen wanderte 1937 mit seiner Frau nach Brasilien aus.

Nach der Pogromnacht wurde das Wandergewerbe von Alfred Cohen von der Stadtverwaltung abgemeldet. Damit wurde die Familie mittellos und auf Unterstützung angewiesen. Sie teilten in dem Vermögens-Fragebogen mit, dass sie je von 20 RM Wohlfahrtsunterstützung und 25 RM Unterstützung durch Angehörige leben.

Im Oktober 1939 ordnete Bürgermeister Urban den Umzug der Familie Cohen in die Bahnhofstraße 84 an. Sie wohnten nun zusammen mit der Familie Davidsohn. Eine Maßnahme des Gesetzes vom 30.04.1939 über die Mietverhältnisse mit Juden. Arier und Juden sollten in getrennten Häusern wohnen.

Henny Cohen lebte bei Ihren Eltern in der Bahnhofstraße 84, bis sie am 17.November 1941 von der Polizei abgeholt wurde und nach Bremen geschafft wurde.

Henny Cohen ist am 18.11.1941 von Bremen aus mit 570 anderen Juden aus Bremen und Umgebung nach Minsk deportiert worden. Vermutliches Todesdatum Juli 1942.

Hennys Eltern Alfred und Flora wurden am 21.März 1942 aus Osterholz-Scharmbeck nach  Bremen in die Nordstraße eingewiesen. Vier Monate später erfolgte die Deportation nach Theresienstadt/Terezin , die Festungsstadt in Nordböhmen. Alfred und Flora kamen mit dem Transport VII/1 am 24.Juli 1942 auf dem Bahnhof Bauschowitz/Bohusovice bei Theresienstadt an. Die letzten drei Kilometer zum Altersghetto mussten sie zu Fuß gehen. Alfred Cohen verstarb am 11.08.1942, knapp drei Wochen nach seiner Ankunft.  Die meisten Toten wurden damals in Massengräbern vor der Festung begraben.   Das Krematorium war ab dem 7.9.1942 in Betrieb.

Flora überlebte, von den 779 Personen des Transportes, mit dem sie gekommen war, waren nur noch 68 am Leben. Flora wurde von ihrer Schwägerin Frieda Cohen geb. Drischel, Witwe von Dr. Richard Cohen, in Bremen in der Bulthauptstraße 24 aufgenommen.

1946 konnte sie zu ihrem Sohn Friedrich-Wilhelm Cohen nach Sao Paulo in Brasilien auswandern.

Der Bruder von Alfred Cohen, Dr. Richard Cohen, studierte Medizin in Berlin und hatte für kurze Zeit eine Praxis in Ritterhude. Ab 1899 praktizierte er in Osterholz-Scharmbeck und war u.a. Mitglied in der Gemeindevertretung und im Kreistag.  Ab 1938 durfte Dr. Cohen nicht mehr als Arzt arbeiten. Nach einem misslungenen Suizidversuch zog er mit seiner Frau zu Hugo Feist nach Bremen und starb dort verarmt am 8.4.1938.

Autorin: Brigitte Stürmer (ergänzt durch Recherchen von Andreas Otterstedt)

Veröffentlicht am

Diese Seite wurde zuletzt am 11. Juli 2022 geändert

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