Johann Pohlmann/Ihlpohl – Euthanasieopfer

 

Johann Pohlmann wurde am 07. November 1924 in Ritterhude geboren. Über seine Mutter konnten wir bei unseren Recherchen tatsächlich nicht viel in Erfahrung bringen. Dafür begleitete sein Vater ihn eng, der als Beruf Gastwirt angab.

Johann Pohlmann wurde von seinem Vater in den Aufnahmegesprächen in den beiden Krankenhäusern als fröhliches Kind beschrieben, das sehr gerne mit anderen Kindern spielte. Er lernte jedoch erst mit drei Jahren sprechen und hatte in seiner Schulzeit erhebliche Lernprobleme. Nichtsdestotrotz schaffte er seinen Schulabschluss und begann mit 14 Jahren dann mit großer Freude eine Maurerlehre in Bremen. Gesundheitlich gab es in der Kindheit und Jugend keinerlei Auffälligkeiten.

Ca. 4 Wochen vor seiner Einweisung mit 16 Jahren veränderte sich Johann plötzlich. Er wurde immer stiller, was insbesondere seinen Kollegen auffiel. Sie deuteten das zuerst als Faulheit und es kam zu einer körperlichen Auseinandersetzung. Danach veränderte sich sein Gemütszustand weiter, er sprach kaum noch und wirkte sehr ängstlich. Sein Chef wandte sich dann an seinen Vater, der mit ihm den Hausarzt aufsuchte. Von dort erging eine Einweisung in die Nervenklinik der städtischen Krankenanstalten Bremen.

Beim Aufnahmegespräch in der Klinik am 19. Mai 1941 gab Johann an, an unbestimmten Ängsten zu leiden. In der Krankenakte ist ein umfangreiches Aufnahmegespräch dokumentiert, hier wurde eine Intelligenzprüfung durchgeführt, mit Fragen der Allgemeinbildung und Mathematik. Bei den Mathematikaufgaben sind Schwierigkeiten erkennbar, in der Allgemeinbildung antwortete er durchaus nachvollziehbar, richtig und manchmal sogar lustig. Er wird durch den aufnehmenden Arzt als „wohl aussehender junger Mann, der seit einigen Tagen an einer Hemmung der Sprache leidet“ beschrieben. In der Akte der Bremer Klinik sind die Folgetage sehr genau beschrieben, Johann zieht sich immer weiter zurück, verhält sich still und ruhig, ist aber begeistert, als er beim Arbeitseinsatz die Maurer unterstützen soll. Allerdings wird seine Möglichkeit beim tatsächlichen Arbeiten zu helfen, immer weniger, so dass er nur noch mitgeht, aber nicht wirklich arbeitet. Damit wird ihm schnell seine Arbeitsfähigkeit abgesprochen und die Diagnose: angeborener Schwachsinn und Schizophrenie gestellt.

In der Akte folgten nun Schriftwechsel über den Verbleib in Bremen oder die langfristige Aufnahme in einer anderen Klinik im Zuständigkeitsbereich des Landrates Osterholz-Scharmbeck. Damit verbunden sind auch Schriftwechsel über die Übernahme der Pflegekosten, die vom Vater nicht zu leisten sind. Sein Vater fragt in der Zeit per Brief immer wieder nach, ob sein Sohn nicht entlassen werden und im häuslichen Umfeld gepflegt werden könnte. Am 02. Oktober 1941 ergeht die Anweisung des Landrates, dass Johann Pohlmann „schwachsinnig sei, er verhalte sich stumpf, verschlossen und sei unsauber. Er sei nicht arbeitsfähig, so dass eine Anstaltspflege dringend erforderlich sei“.

Am 29. November 1941, kurz nach seinem 17. Geburtstag, wird Johann von seinem Vater nach Lüneburg, in die Heil- und Pflegeanstalt gebracht.Lt. Krankenakte in Lüneburg bleibt Johann Pohlmann still, ängstlich und zurückgezogen. Er isst wenig und magerte dadurch immer weiter ab. Im Januar 1942 wird bei ihm eine Lungenerkrankung vermutet, die einige Untersuchungen nach sich zieht. Er hat immer wieder erhöhte Temperatur und stirbt am 21. April 1942, um 20 Uhr angeblich an Tuberkulose.

Verf.: Nina Schmidt

Veröffentlicht am

Diese Seite wurde zuletzt am 16. Mai 2024 geändert

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