Der jü­di­sche Bür­ger Jo­han­nes Co­hen aus Rit­ter­hu­de und sei­ne Fa­mi­lie

Inge Cohn Lockenkopf
18. No­vem­ber 1941
Goe­thes­tr. 42, Rit­ter­hu­de

Der jüdische Bürger Johannes Cohen aus Ritterhude und seine Familie

Hin­ter den Hö­fen An­bau­stel­le Nr.70 (1845), Wohn­sitz ab 1938: Horst Wes­sel Str. 29, Um­be­nen­nung ab 1945: Goe­thes­tr.42. Die Fa­mi­lie Co­hen stammt aus Bi­bra in Thü­rin­gen.

Nathan Aron Hakohen Cohen (04.01.1787-04.01.1868) sie­del­te von Bi­bra nach Os­ter­holz-Scharm­beck.  Hier hei­ra­te­te er in 2. Ehe Emi­lie Es­ther Mey­er (10.05.1793-24.03.1854).

Jacob Nathan Cohen wur­de als 3.Kind der Fa­mi­lie 1821 ge­bo­ren. Nach dem Kauf der An­bau­stel­le Nr.70 Hin­ter den Hö­fen im Jahr 1845 wur­de Ja­cob Na­than Co­hen Rit­ter­hu­der Bür­ger.

August Cohen, sein Sohn (10.03.1847-30.01.1914), er­lern­te eben­falls den Be­ruf des Schlach­ters. Ab 1877 wird er in Rit­ter­hu­de als Schlach­ter­meis­ter ge­führt. Mit sei­ner Frau  Rosalie Goldberg (06.09.1852-30.03.1930 ) aus Mar­ßel/​Burg­damm bau­te Au­gust Co­hen  „Hin­ter den Hö­fen“ ein neu­es Haus, in dem ihr Sohn Jo­han­nes Co­hen am 15.10.1883 ge­bo­ren wur­de.

Johannes Cohen wur­de wie sei­ne Vor­fah­ren, Schlach­ter­meis­ter und über­nahm ab 1921 die Schlach­te­rei sei­nes Va­ters in Rit­ter­hu­de. Am 29.06.1921 hei­ra­te­te er Erna Goldmann aus Sand­stedt/​We­ser­mün­de. Ihr ers­ter Sohn Heinz August Cohen wur­de 1922 ge­bo­ren und starb 1927. Ingeborg Cohen wur­de am 21.Ja­nu­ar 1927 ge­bo­ren.

Novemberpogrom 1938

Die Fa­mi­lie Co­hen wur­de in der Mor­gen­däm­me­rung des 10.No­vem­ber 1938 noch un­voll­stän­dig be­klei­det auf Be­fehl des Le­su­mer Bür­ger­meis­ters Kös­ter von SA-Leu­ten aus dem Haus ge­zerrt, in der Wüm­me­nie­de­rung aus­ge­setzt und durch die Wie­sen ge­jagt.

Deportation 1941 von Bremen über Hamburg  nach Minsk

Nach dem De­por­ta­ti­ons­be­fehl am 24.Ok­to­ber 1941 durch Kurt Da­lue­ge wur­den am 18. No­vem­ber 1941 vom Bre­mer Haupt­bahn­hof aus 570 Ju­den nach Minsk de­por­tiert. 440 Ju­den ka­men aus Bre­men und 130 aus dem Re­gie­rungs­be­zirk Sta­de. Der Zug ver­ließ mor­gens um 8.40 Uhr die Stadt Bre­men in Rich­tung Ham­burg. In die­sem Zug sa­ßen die drei Rit­ter­hu­der Fa­mi­li­en Co­hen, ter Berg und Si­mon. Eben­falls wa­ren in die­sem Zug enge Ver­wand­te und Freun­de aus Bre­men und dem Re­gie­rungs­be­zirk Sta­de.

Deportation in das Vernichtungslager Minsk am 18.11.1941

Johannes Cohen wur­de am 18.11.1941 von Bre­men aus über Ham­burg in das Ghet­to Minsk de­por­tiert und dort er­mor­det.

Erna Cohen geborene Goldmann (geb.31.12.1898 in Sand­stedt) wur­de am 18.11.1941 von Bre­men aus über  Ham­burg in das Ghet­to Minsk de­por­tiert und dort er­mor­det.

Ingeborg Cohen, wur­de 15jäh­rig am 18.11.1941 von Bre­men aus über Ham­burg in das Ghet­to Minsk de­por­tiert und dort er­mor­det.

Familienmitglieder der Ritterhuder Cohen

Frieda Cohen ge­bo­ren 20.09.1879 in Rit­ter­hu­de, leb­te mit ih­rem Mann Siegfried Goldmann in Ha­gen. Frie­da ist Toch­ter von Au­gust Co­hen und Ro­sa­lie Gold­berg und Zwil­lings­schwes­ter von Ja­cob Co­hen, der 1904 beim Mi­li­tär ver­stor­ben ist. Frie­da wur­de von den Na­zis nach Grö­pe­lin­gen in das Al­ters­heim ge­bracht. Am 23.Juli 1942 wur­de sie  zu­sam­men mit ih­rem Ehe­mann Siegfried Goldmann in das Al­ters­ghet­to The­re­si­en­stadt de­por­tiert und 1942 in das Ver­nich­tungs­la­ger Treb­lin­ka ver­schleppt und dort er­mor­det.

Johanne Sara Cohen, Wit­we des Si­mon Gut­h­mann aus Bre­men, konn­te zu ih­rem Sohn Hen­ry Gut­h­mann, ei­nem Baum­woll­fach­mann, nach Bra­si­li­en aus­rei­sen. Jo­han­ne Sa­ras Toch­ter, Hannchen Erna Sara Guthmann, wur­de eben­falls von ih­rem Bru­der Hen­ry Gut­h­mann in Bra­si­li­en auf­ge­nom­men. (Pass: Jo­han­na Sa­rah Gut­h­mann, Nr. 83.656, Po­li­cia Bre­men, 28.Febr. 1939). Hen­ry Gut­h­mann, Nef­fe von Jo­han­nes Co­hen aus Rit­ter­hu­de, ge­hör­te in den 1920i­ger Jah­ren zu den schnells­ten Läu­fern Nord­deutsch­lands.

Au­tor: Bri­git­te Stür­mer

Quel­len: Ge­denk­buch der Op­fer der Ver­fol­gung der Ju­den un­ter der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ge­walt­herr­schaft in Deutsch­land 1933-1945, Yad Vas­hem

Die Stol­per­stei­ne als Er­in­ne­rung an die jü­di­sche Fa­mi­lie Co­hen in Rit­ter­hu­de wur­den von Gi­se­la Acker­mann, der Freun­din und Mit­schü­le­rin von In­ge­borg Co­hen ge­stif­tet.

„Kin­der die­ser Stadt“, Rüb­sam.

Veröffentlicht am

Diese Seite wurde zuletzt am 5. November 2018 geändert

Kom­men­tie­ren Sie den Bei­trag

Ihre E-Mail-Adres­se wird nicht ver­öf­fent­licht. Er­for­der­li­che Fel­der sind mar­kiert *

*

Die­se Web­site ver­wen­det Akis­met, um Spam zu re­du­zie­ren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Zeitauswahl
  • 1933
  • 35
  • 37
  • 39
  • 41
  • 43
  • 1945
1940 - 1944
19401944
Themen
  • Arbeitslager
  • Ereignis
  • Jugend
  • Nazi-Organisation
  • Person
  • Verfolgung
  • Widerstand
  • Alle Kategorien aktivieren
Springe nach