Der jüdische Bürger Hartog Isaak ter Berg aus Ritterhude und seine Familie, 1933-1945

Cohn vorm Haus links ter Berg
0.015-1906 Haus-Nr.302
Geschäftshaus ter Berg Hauptstraße
18. November 1941
Riesstraße 39, 27721 Ritterhude

Hartog ter Berg im Foto links außen

Der jüdische Bürger Hartog Isaak ter Berg aus Ritterhude und seine Familie, 1933-1945

Hartog Isaak ter Berg, Ritterhude, Riesstr. 39 (1933-1945 Adolf-Hitler Str.302), geboren am 12.07.1886 in Ritterhude, Sohn von Hartog ter Berg aus Noordbroek/Niederlande und Sophie Simon aus Ritterhude.

Hartog ter Berg siedelte von Holland nach Bremen. Er heiratete Sophie Simon, Tochter des Levy Simon (1858-1914) aus Ritterhude.Von ihren sieben Kindern wurden sechs Kinder in Konzentrationslagern ermordet (Levy, Rebecca, Hartog Isaak, Elias, Johanna, Semmi).

Hartog Isaak ter Berg wurde am 12.07.1886 in Ritterhude geboren. Er heiratete am 14.10.1913 Paula Wolff aus Bedburg (02.06.1886-28.07.1942).

Ihre Söhne, Erwin ter Berg wurden am 09.09.1914 in Bremen und Adolf Adrian ter Berg am 27.06.1917 in Ritterhude geboren.

Hartog Isaak ter Berg war ab 09.09.1914 Kaufmann in Ritterhude. Sein Vater Hartog ter Berg führte in Ritterhude ein Textilgeschäft, das Hartog Isaak nach dem Tode des Vaters mit seiner Frau Paula, einer Schneidermeisterin, weiterführte.

Ab 01.April 1933, mit der Machtübernahme Adolf Hitlers testeten die Nationalsozialisten mit einem reichsweiten Boykott jüdischer Geschäfte, Rechtsanwalts-und Arztpraxen, wie das Ausland auf diese rassistische und menschenverachtende Aktion reagieren würde. In einem Bericht des Osterholzer Kreisblattes vom 01.04.1933 wird berichtet, dass SA-Männer vor den jüdischen Geschäften standen und vor dem Einkauf bei Juden warnten. Ein Trupp SA durchzog den Ort mit einem Plakat zum Boykott. Auch auf das Textilwarengeschäft der Familie ter Berg wirkte sich der Boykott aus. Anfang 1938 musste Hartog Isaak ter Berg sein Geschäft an einen „arischen“ Geschäftsmann verkaufen.

Novemberpogrom 1938 in Ritterhude

In der Nacht zum 10.November 1938 wurden im gesamten Deutschen Reich Schaufensterscheiben jüdischer Geschäftsinhaber eingeschlagen, Wohnungen jüdischer Familien geplündert und Synagogen angezündet. In dieser Nacht vom 09. auf den 10. November 1938, der sogenannten „Reichskristallnacht“, verhaftete Fritz Köster, damaliger Bürgermeister aus Lesum die Familie ter Berg aus Ritterhude.

Der Befehl lautete, die Familie auf ein freies Feld zu führen und dort zu erschießen. Köster und sein Truppführer ließen die ter Bergs unter Abgabe eines Schreckschusses laufen. Hartog Isaak ter Berg gelang es aus den Wiesen zu flüchten. Er wurde von dem Zigarrenmacher Kuhlmann aufgenommen und im Schrank versteckt. Kuhlmann wurde denunziert. Die SA malte darauf bei Kuhlmann nachts die Fenster blau an und brachte Schilder mit der Aufschrift an -Hier wohnt ein Judenknecht- . Seine Frau Paula ter Berg fand eine mitleidige Seele, die ihr erst einmal Kaffee kochte, als sie aus den Wiesen zurück kam. Paula ter Berg war bis zu den Hüften nass und verdreckt. (Ritterhuder Hefte Nr.11, Dokumentation erinnern,mahnen,lernen,1988 Vergesst es nie und seid wachsam!). Sie wurde später heimlich durch die Gärten in die Arztpraxis Caselitz gebracht, wo ihre Wunden ärztlich versorgt wurden. Kurze Zeit später wurde die Familie ter Berg in das Gefängnis nach Lesum gebracht. Danach wurden sie, wie die meisten Juden, in ein sog. Judenhaus in Bremen in der Humboldtstraße Nr.10 eingewiesen, um dann am 18.November 1941 nach Minsk deportiert zu werden.

Deportation der Familie ter Berg  am 18.November 1941 nach Minsk

Hartog Isaak ter Berg wurde am 18.11.1941 von Bremen über Hamburg nach Minsk deportiert. Todesdatum : 28.07.1942 im Ghetto  Minsk .

Paula ter Berg, geborene Wolff, wurde am 18.11.1941 von Bremen über Hamburg nach Minsk deportiert. Todesdatum: 28.07.1942 im Ghetto Minsk.

Erwin ter Berg wurde am 18.11.1941 mit seiner Frau Lydia Lisa, geborene Herzberg, von Bremen über Hamburg nach Minsk deportiert. Todesdatum: 28.07.1942 im Ghetto Minsk.

Adolf Adrian ter Berg gelang am 22.09.1938 die Emigration nach England.Er nannte sich dort Adrian ter Berg oder Terberg. Er verstarb 1974 in Tenby/Wales.

Auch die Geschwister von Hartog Isaak ter Berg wurden deportiert.

Levy ter Berg (geboren 1882 in Ritterhude) verheiratet mit Clara Voß (geboren 26.10.1878 in Wilhelmshaven). Levy wurde mit seiner Ehefrau nach Riga deportiert.Todesdatum: 06.12.1941.

Rebecca Sara ter Berg und ihr Ehemann Alfred Herz geboren 23.12.1880 in Aumund wurden 1941 nach Minsk deportiert. Todesdatum: von Rebecca 28.07.1942.

Elias ter Berg (geboren 28.08.1888 in Ritterhude) heiratete am 15.09.1922 Mathilde Rothschild. Das Ehepaar hatte eine Tochter, Jenny, geboren 1927 in Bremen.

Elias ter Berg wurde in der Pogromnacht verhaftet und bis zum 23.12.1938 im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Im Dezember 1940 wurde die Familie ter Berg in ein „Judenhaus“ in Bremen, Nordstraße, gebracht. Ihre Tochter Jenny, die in Hamburg wohnte, kehrte kurz vor der Deportation nach Minsk am 31.10.1941 zu ihren Eltern zurück. Die Familie ter Berg wurde am 18.11.1941 von Bremen aus über Hamburg nach Minsk deportiert. Todesdatum von Elias ter Berg  28.07.1942 in Minsk.

Johanna ter Berg /Levy (18.04.1895 in Ritterhude geboren) und ihr Ehemann Louis Levy wurden von Holland aus nach Ausschwitz deportiert. Todesdatum der Eheleute 19.11.1942. Ihre Tochter Helga Levy wurde im Jahr 1942 ebenfalls in Ausschwitz ermordet.

Semmi Simon ter Berg (17.01.1897 in Ritterhude geboren) wohnte in Arnsberg in Westfalen. Er wurde nach Sachsenhausen und dann nach Ausschwitz deportiert. Todesdatum: 02.03.1943.

Über das Schicksal von Frieda ter berg geboren 1891 in  Ritterhude ist nichts bekannt.

Autor: Brigitte Stürmer

Quellen: Ritterhuder Hefte, Beiträge zur Ortsgeschichte, Heft 11 – 1989; Dokumentation „Erinnern, mahnen, lernen, Vergesst es nie und seid wachsam!“, 1988

Veröffentlicht am

Diese Seite wurde zuletzt am 5. November 2018 geändert

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